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Unsere Kerzenrohlinge im Überblick

Kleine Materialkunde - verschiedene Wachsarten

Paraffin - was ist das eigentlich?

Nebenprodukt der Erdölverarbeitung
Das 1830 entdeckte Paraffin ist der Sammelbegriff für gasförmige, flüssige und feste Kohlenwasserstoffe und wird u.a. für Kosmetik oder Lebensmittelherstellung eingesetzt. Vorwiegend benötigt man raffiniertes Erdöl jedoch als Treibstoffe für Transportmittel und Schmierstoffe für Maschinen. Ohne Erdöl & Paraffin stünde die heutige Welt quasi still - Güterverkehr, Industrie, Kreuzfahrtsschiffe.

Ein Plädoyer für Paraffinwachs
Aktuelle Trends heben Sojawachs in den Himmel, Paraffin hingegen wird zur Umweltsünde degradiert. Das Thema verlangt jedoch Reflexion. Beim Erdölraffinieren fallen Beiprodukte an, welche u.a. zu Kerzenwachs aufbereitet werden. Diese Nebenstoffe sind also immer vorhanden und werden nicht „ressourcenfressend“ angebaut. Aus einem Abfallprodukt stellt man durch Reinigungsprozesse etc. Kerzenparaffin her. Ist dies von reiner Qualität, gibt es beim Abbrand kaum schädliche Stoffe an die Atemluft ab. Paraffin-Dochte sind meist aus Baumwolle ohne chemische Beschichtung. Paraffinwachs ist aufgrund der fossilen Materialbasis zudem immer vegan.

Stearin - pflanzliche & tierische Fette

Stearin-Kerzen sind aus Palmöl - stimmt das wirklich?
So ist es! Ein Hauptbestandteil von Stearinkerzen sind pflanzliche Fette (Palmöl, Kokosfett, Avocadoöl usw.). Oft vermengt man es mit tierischen Fetten von Schaf, Schwein oder Rind - sogar Walfett darf enthalten sein. 1818 erkannte man Stearin als Kerzenmaterial; bis dahin wurden Kerzen meist aus rarem Bienenwachs erzeugt. Veganger sollten von Stearinkerzen wegen der oft undurchsichtigen Inhaltsstoffe besser Abstand nehmen.

Ölpalm-Anbau versus Regenwald
Als Hauptgrund für die Regenwaldzerstörung geben die Vereinten Nationen das Anlegen riesiger Ölpalm-Plantagen an. Dafür werden v.a. asiatische Regenwälder gerodet. Jede Minute zerstört man weltweit ca. 30 Fußballfelder Regenwald, um die Fläche für Rinderweiden oder zum Palmöl- und Sojaanbau zu nutzen. Da Stearin säurehaltig ist, benötigen diese Kerzen spezielbehandelte Dochte. Stearin kann oxidativ wirken und Allergien verursachen. Verwendet man pflanzliche Fette als Kerzengrundlage, entfällt die Nutzung als Lebensmittel in den oft armen Herstellungsländern.

Sojakerzen - eine gute Alternative?

Hauptbestandteil Sojaöl - rein vegan
Sojakerzen werden mit „nachhaltig produziert“ und „längerer Brenndauer“ angepriesen. Kerzenfachleute sehen dies jedoch kritisch. Die Brenndauer unterliegt neben Materialart auch Faktoren wie z.B. Temperatur, Luftzug, Dochtqualität. Beim Abbrand gerät der Wachs-Dampf, genau wie andere Stoffe, in die Atemluft. Die Frage, ob das Soja biologisch und pestizidfrei angebaut wurde oder ob es von umstrittenen Riesenplantagen in Monokultur stammt, wird nur selten vom Anbieter beantwortet.

Sind Sojakerzen umweltgerecht oder nicht?
Jede Herstellungart hat ihre Vor- und Nachteile, keine Frage. Man muss selbst entscheiden, was einem persönlich wichtiger ist. Soja ist ein nachwachsender Rohstoff - ja, das stimmt. Doch kann „nachwachsend“ tatsächlich mit „nachhaltig“ gleichgesetzt werden und wo hört die Verantwortung für zukünftige Generationen auf? Auch dieses Lebensmittel geht verloren, wenn man es zur Kerzenwachsherstellung umwidmet. Von der Zerstörung der grünen Lunge unserer Erde mal ganz abgesehen.